Exklusiv für die Besucher meiner Webseite habe ich hier eine Geschichte aus dem noch nicht erschienenen, neuen Band "Freiflug aus dem Personalkarussel" eingestellt.
Der Desinfektionsautomat und die Türklinke
Hygiene ist wichtig - wenn sie nichts kostet
Sie werden es nicht für möglich halten, aber auch Bakterien und Viren lassen sich weg rationalisieren. Und zwar, wenn wir alle uns schön die Hände waschen und die hygienischen Grundsätze einhalten. Als Ergebnis für diese Bemühungen nimmt der prozentuale Anteil ab, sich diese Biester mit ihren unangenehmen Eigenschaften auf den verschiedenen Übertragungswegen einzuhandeln. Einer Tröpfchenübertragung ist damit zwar in der Regel nicht beizukommen, aber Sauberkeit ist durchaus ein Garant dafür, sich nicht jede herumschwirrende Erkältung oder Magen-Darm-Grippe einzuhandeln. Besonders erwähnenswert erscheint in diesem Zusammenhang die Benennung von Toilettengängen und dem damit zusammenhängenden Berühren von Wasserspülungen, der Toilettendeckel, Klobrillen, Papierhalter, Wasserhähnen und Türklinken.
Natürlich weiß der geneigte Leser darüber bestens Bescheid und bedarf von mir insofern bestimmt keiner Belehrung. Aber eventuell hat sich noch nicht überall herum gesprochen, dass Türklinken aus Kupfer einen erstaunlichen Effekt erzielen; denn auf diesem Material sind Viren und Bakterien nur sehr kurze Zeit überlebensfähig. An sich ist diese Erkenntnis fast schon sensationell, denn, wer nicht erkrankt, benötigt keine teuren Arzneimittel, das ist die simple Logik. Die Kupfertürklinke hat Sparpotenzial; und alle Krankenhäuser, öffentliche Gebäude, usw. sollten deshalb mit ihnen ausgestattet werden. Es gibt genügend hochrangige Verfechter unter den Wissenschaftlern und Medizinern für diese einfache Maßnahme zur Reduktion von krankmachenden Keimen. Jedoch verhindert der Rotstift die massenhafte Verbreitung. Sehr zum Verdruss aller, die die positiven Eigenschaften zu schätzen wissen. Denn dass der fulminante Einsatz von Antibiotika bei bakteriellen Infektionen zu immer mehr resistenten Stämmen führt, das ist umfänglich bekannt.
Aber zurück zum Thema: Selbstredend wurden bereits vor vielen Jahren in den Toilettenräumen der Hilfsorganisation Desinfektionsautomaten eingebaut. Warum auch nicht, Desinfektionsmittel wird in großen Mengen eingekauft und ist deshalb ausreichend vorhanden. Für die eigene Zentrale wird davon nur ein Bruchteil benötigt und er erscheint als winziger Kostenfaktor in der Bilanz. Auch machten wir seit der Installation dieser erstaunlichen kleinen Geräte die positive Erfahrung, dass der Krankenstand deutlich abnahm. Ein weiterer Grund waren die Kupfertürklinken, die damals von unserem freundlichen Hausmeister gleich mit montiert worden sind. Wir fühlten uns - vielleicht sogar zurecht - als Vorreiter im Sinne eines ausgeprägten Selbstverständnisses in Sachen Büro-Hygiene.
Bis die Reorganisation zuschlug und Herr Direktor Kleinert fassungslos war über die Desinfektionsautomaten und die Kupfertürklinken. Wenige Tage später machten wir die seltsame Entdeckung, dass in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, alle Desinfektionsautomaten und Kupfertürklinken abmontiert worden sind.
Herr Direktor Kleinert konstatierte auf eine Anfrage des Personalrats hin, dass Händewaschen mit einer Seife völlig ausreichend sei und die Restrukturierung diese Maßnahme erfordert.
Desinfektionsmittel sei "teuer" und die Kupferbeschläge verbreiten auf mögliche Besucher einen luxuriösen Eindruck, der einer Hilfsorganisation, die sich inmitten einer Sanierungsphase befindet, nicht gut zu Gesicht steht. Daher ließ er die guten alten Blechbeschläge anbringen, die der Hausmeister damals gewissenhaft eingelagert hatte. Jedoch nicht mehr von unserem Hausmeister, der sich um alle Belange der Haustechnik liebevoll kümmerte, denn der wurde bereits mit der ersten Entlassungswelle hinfort gespült. Ein externer Hausmeisterservice kümmerte sich jetzt darum und nahm die Montagen vor. In der Tat sahen die blechernen Türbeschläge im Vergleich zu den Kupfernen, wie eine Billigversion aus. Und wo vorher der Design-prämierte Desinfektionsautomat hing, glotzten den Betrachter jetzt vier hässliche Bohrlöcher an.
Ob es zu einem Anstieg der Fehltage in der Folgezeit kam, die ursächlich mit dem Rückbau der Desinfektionseinrichtung und der Kupfertürbeschläge zusammen hing, blieb das Geheimnis der Geschäftsleitung. Die Angestellten jedoch hatten sehr wohl das Gefühl, dass die hygienischen Verhältnisse schon einmal besser waren und ihr Arbeitgeber diesen Gesichtspunkten mehr oder weniger gleichgültig gegenüber stand.
Direktor Kleinert übrigens, postete - vermutlich als vertrauensbildende Maßnahme - ein paar Monate später aus Jux ein Selfie, dass ihn in seinem heimischen, luxuriösen Badezimmer mit seiner neuen elektrischen Zahnbürste zeigte. Zwei Dinge kamen uns im Hintergrund der Aufnahme sehr bekannt vor: Der uns wohlbekannte Desinfektionsautomat und ein kupferner Türbeschlag an der Innenseite der schweren Eichentüre. Offensichtlich zog er aus den Rationalisierungen, die er hauptberuflich betrieb, ab und zu seinen eigenen Nutzen.